Else Panneks Website Narzissenleuchten.de

 

 

 

 

Perpetuum Mobile

Möglichkeiten,
Wege suchen —
versuchen.

Die eigenen
Grenzen erkennen —
anerkennen.

Freude wahrnehmen —
damit anfüllen,
davon tragen lassen,
bewahren.

Trauer empfinden —
bewusst ertragen,
daraus hervorgehen,
einen Ausweg finden.

Lächeln

geschehen lassen,
Tränen

fließen lassen,
sich selber
annehmen.

Müde sein —
ausruhen,
Kraft schöpfen.
Immer wieder
beginnen.

 
         
    Und jeder Anblick schmerzt

Nichts ist wie es war,
ist so niemals gewesen!
Wirklichkeit nicht wahrgenommen,
übertüncht, selbstangemalt.
In's Trugbild dann

bedenkenlos hineingesprungen.

Blitzlichthaft Erhelltes
erschrocken zugedeckt.
Unbesehen, unartikuliert, unbegriffen fallenlassen:
die Möglichkeit zum Handeln — fallengelassen.

Nur geschockt — verstummt — ausgehalten —
und immer wieder aufgerafft.

Hilflos verzagt — wie geprägt — immer wieder
die alte dämliche Freundlichkeit —
Wohlwollen — Verständnis.

Ein verdammtes Nurfürandereverständnis.
Wahrheit hat ein Bein gestellt — unerbittlich
Täuschung aufgedeckt — schmerzhaft sezierbar.
End-Täuschung.

         
      Theorie

Loslassen, was nicht
froh werden lässt. —
Nach vielen Versuchen
loslassen.

Auch die Angst
zu verlieren.
Verlieren, was man
nicht hat, nicht ist, nicht kann.
Illusion, Zwang, Qual

verlieren.

Frei werden und gelassen.

         
  Überall

Wohin ich wanderte,

ich trug mich im Gepäck.
Welchen Weg ich ging,
ich schleppte mich mit.
Wie weit ich flog,

ich traf mich dort an.
Und wenn ich verweilte,
stieß ich auf mich.

Und immer ist mir,
als sei es ein Weg —
uneben, zaunbegrenzt.
Dahinter ein Feld —
ruhend in sich,
lebendig aus sich,
sattgrün, unüberschaubar weit.
So endlos, dass es

der Himmel berührt.

Weg und Feld
trennt ein Gatter.
Ich muss es öffnen,
denn dahinter

bin ich.

 
       
      Im Park

Teichhuhnjunges
stelzt über Seerosenblätter
langbeinig, langsam, leicht.

Seerosen
leuchten mit kostbarem Schimmer
wie Sehnsucht, Wunsch und Traum

Blaupfeilen gleich
umschwirren Libellen den Teich,
fliegen und verharren.

Uraltbäume
in sich ruhend, hoch gewachsen,
sind dem Himmel näher

Und in der Luft
ein Duft von Blüten und von Grün,
von frisch gemähtem Gras.

     
  Frank und frei

Den Wind festhalten —
mit Sonnenstrahlen
ping pong spielen —
den Blättern
beim Wachsen zusehen —
mit wachen Augen
Wahrheit träumen.

 
 
     
     
     
     
         
    Freigeschwommen

Es ist so herrlich anzuecken:
kein hinter Sanftmut sich verstecken,
abzuschütteln ein "sowohl als auch"
das Denken zu anderer Gebrauch —
und's eig'ne Hirn selbst zu benutzen,
es mit Vergnügen blank zu putzen.

         
  Unser täglich Gift

Unser täglich Gift
atmen, essen, trinken
und vererben wir heute,
und verformen alles nach unserem Bild.

Das Machbare
ist für uns Größe.
Und bringt es auch Vernichtung,
Leid und Tod,
nichts hält uns davon ab.

Als Geldwert
behandeln wir alles,
denn es rechnet sich
zu verletzen, zu quälen,
zu vergiften und zu vertreiben.

Die Gier und die Hartherzigkeit
schaffen eine Wüste in uns und um uns.
Und die unlebbarer werdende Wüste
offenbart uns unsere Verwundbarkeit,
unsere Ohnmacht, Wehrlosigkeit und Wut.

Unser täglich Gift
atmen, essen, trinken
und vererben wir heute,
und Wut und Zorn —

und ein Weinen in uns bleibt.

 
         
      Unerhört

Kommst du, Tochter ?
Bist du es, Sohn ?
Angst warnt beschwörend —
ein schrecklicher Ton.

Groß sollst du werden
und heil sollst du sein,
Erfüllung erleben,

dich entfalten und freu'n.

Dich hier zu haben,
zu herzen, zu seh'n,
hat Wahnsinn vernichtet —
das

ließ man gescheh'n!

Dich nicht zu beschützen
ertrage ich nicht —
ich hab' dich schon lieb —
bitte, komm nicht!

An allen Orten der Erde,
an denen Kinder
nicht heil zur Welt kommen
und unbeschadet leben können.

Für alle Frauen und Kinder
in den durch Atom und Chemie
verseuchten Gebieten.

         
  Am Fluss

Das Schilf, es hat den ganzen Tag
sein raschelnd Lied im Wind gesungen.
Nun steht es dunkel schweigend da,
und schmatzend leckt das Wasser an den Booten.
Die dümpeln schlafliedsacht am Steg
im Schein der einzigen Laterne.

Die Wellen, die den ganzen Tag
kräuselnd flink vorübereilten,
sie halten inne, glätten sich
und tragen wiegensanft des Himmels Farben.
Wiesen und Felder flach und weit —
baumbeschützt ein einzelnes Haus.

Die Wolken, die den ganzen Tag
wandelnd windgetrieben zogen,
wurden zu einer — schlummerweich.
Und aus dickdunkellilagrau fällt Ruhe
auf nah und fern, auf Feld und Baum.
Verschwommen zeitlos schwebt's im Dämmern.