Wanted

Mut brauche ich
und find' ihn nicht.

Von keinem Baum
ist er zu pflücken
und wächst auch nicht
in mir.

Was könnte kommen,
würde sein?
Und wie will
ich dem begegnen?

Mut hab' ich nicht
nur Übersicht.
Damit
kann ich
beginnen.

Rezept

Man nehme:
einen halben Kopf Phantasie,

einen halben Kopf klare Überlegung
zwei Hände Tatkraft,

ein Herz Frohsinn,
zwei Flügel Zuversicht,
ein Rückgrat und

zwei hochgezogene Mundwinkel
Selbstvertrauen
und fange an.

Gegengewicht

Bewahre
die Wärme der Sonne
in deinem Herzen,

die Weite des Meeres,
das Leuchten der Sterne
in deiner Seele,

die Klarheit des Taus
in deinen Augen,
die Schönheit des Sonnenaufgangs
auf deinen Lippen.
Stelle gegen
alle Widrigkeiten
dein Ich.

Ein Herz klebt an der Ampel
am Fußgängerübergang.

Im täglichen Gestrampel
rührt es an sekundenlang.
Es schleicht um Aug' und Wangen,
die Mundwinkel heben sich,
leis' ist es mitgegangen —

nur Papier und doch ein Licht.

Ein Knospenkelch
öffnet sich.

Blatt weicht von Blatt
und hält es doch umfangen.
Lebendes Seidenporzellan —
ihr Anblick, ihr Duft
lässt lächelnd aufatmen.

Sich ausbreiten
wie ein Baum,
Erde fühlen,
Kraft spüren,

dem Licht zuwenden,
Sonne atmen,

mit Freude
leben.

Die Birke

Seidig lichtschimmernder Stamm,
sanft hängende Zweige.
Grünflirren umschwebt sie
wie ein getanzter Traum.
Beseeltes Filigran.
Im Boden verwurzelt — schwebt sie.
Vom Wind umfangen — tanzt sie.
Wachsend und blühend singt sie.

Wurzeln ausgebreitet,
hineingefühlt in die Erde.
Runenrinde

weiß von Standhaftigkeit.
Stamm strebt aufwärts.
Keilförmig wächst Ast aus Ast
und kraftvoll wieder Ast aus Ast
ungebändigt, vielverzweigt.
Blätter in Büscheln —
Profil vervielfältigt.

Urverwurzelt nimmt sie
Halt aus der Erde.
Vielblättrig holt sie
Kraft aus der Sonne.

Stark genug
zu trotzen,
zu dauern —
zu leben

und ein Stück Himmel
zu tragen.

Bonsai

Miniaturleben
in karger Erde.

Gestutzt,
gebogen,
durch Drahtkorsett
gezwungen

anders als gewollt
zu wachsen.
Nicht nur Bäume.

Sie neigt das Haupt,
verhüllt ihr Antlitz.
Kaskaden biegsamer Zweige
umfließen sie,

wachsen zur Erde hinab,
sehnen sich nach den Wurzeln.

Ein Schleier umschwebt
Stamm und Äste.

Der Wind lässt sie ahnen:
Stumme Wehmut.

Selbst die Blätter wachsen abwärts,
suchen Trost bei den Wurzeln.

In sich versunken,
abgeschirmt,

strebt sie der Erde entgegen:
Wenn der Kreis sich schließt,
findet sie

Kraft in den Wurzeln.